27.1.09

totdenken

dinge, die für die nachwelt erhalten werden, finde ich zum sterben langweilig. häuser, die mühevoll bis ins kleinste detail restauriert werden, mit frischer farbe versehene fassaden, mit neuen fenstern und blank polierten türknäufen schrecken mich wirklich ab. ich finde nichts schlimmer als totrestaurierte häuser. in denen man wieder leben kann.:-)

man sagt, dass die dinge restauriert werden, damit man sie nicht vergisst, damit sie in irgendeiner form weiterleben. ziemlicher blödsinn, wenn man mich fragt. woran erinnert man sich denn, wenn man etwas betrachtet, dessen ausstrahlung verloren gegangen ist? wir haben die unangenehme eigenschaft, vieles einfach totzudenken. der verfall ist für uns sterben...also versuchen wir, ihn zu verhindern, indem wir konservieren. dass das produkt unserer bemühungen dann wirklich und endgültig tot ist, unecht und steril, nehmen wir in kauf. zieht sich ja durch unser ganzes denken...in unserer "kultur" darf es nichts alterndes oder altes geben...es ist undenkbar...ein tabu.

vielleicht gäbe es möglichkeiten, alte dinge zu erhalten, ohne sie zu zerstören. sie zu schützen, sensibel damit umzugehen, mit liebe bei der sache zu sein. einige menschen wären dazu sicher in der lage. ich frage mich immer, wo diese leute sind. menschen, die diese gewisse...und jetzt verwende ich einen begriff, der heutzutage wirklich verpönt ist...diese...zärtlichkeit fühlen. es wäre gut, wenn man diesen ... künstlern ... die erhaltung der alten bausubstanz überlassen würde. man muss nicht zerstören. zerstörung kommt meistens vom mangel an zeit...man müsste sich eben länger damit beschäftigen und genau das funktioniert bei uns nicht mehr. darum ist die wirklich interessante zeit der baukunst schon lang vorüber. und alles, was noch interessant ist und von damals stammt, wird gnadenlos an die heutige zeit angepasst...das bessere wird dem schlechteren angepasst, was ein jammer ist. und dass unsere hightechwelt so ein gigantischer fortschritt ist...darüber liesse sich endlos diskutieren. ein fortschritt wäre es, wenn wir die vergangenheit mit in unsere gegenwart nehmen würden, anstatt uns über sie erhaben zu fühlen. meine unbedarfte meinung dazu.

die ganze ausstrahlung dieser alten häuser ist verschwunden, ihre lange geschichte abrupt unterbrochen worden und die geschichten, die sich in ihnen abgespielt haben, fallen nun endgültig der vergessenheit anheim...weil sie keiner mehr erzählt, und wohl kaum einer hören möchte. es sind ja nur geschichten von menschen. ich finde es einigermassen sonderbar, dass man sich dafür nicht interessiert. es scheint so, als würde man sich in keinster weise für die eigene rasse interessieren, es sei denn, man fühlt sich gerade einsam und möchte den sozialen trieb befriedigen....aber andere gründe gibt es nicht. geschichtliches interesse, z.b. wir lernen aus geschichtsbüchern in der schule, das ist schon alles. geschichte ohne bezug zu den kleinen geschichten, die die grösseren zusammenhänge erst begreiflich machen. geschichten von menschen. man kann sie aus den alten häusern herauslesen, wenn man genau hinsieht. ich glaube, dass man in einem bestimmten alter aufnahmefähiger ist und die wahrnehmung der welt lernen bzw. trainieren kann, wenn man gute lehrer hat...was meistens ja eher nicht so der fall ist. da wir alle miteinander keine zeit haben.

es ist undenkbar, alte gemäuer einfach so zu belassen, wie sie sind und sie dem fröhlichen verfall zu überlassen. leider ist es so. wir brauchen immer mehr platz...ist mir schon klar, aber trotzdem .... ich erinnere mich an die orte, die in meiner kindheit wichtig waren...die für mich irgendeine rolle spielten. neben der natur waren es immer uralte gebäude, die meine fantasie weckten. kinder brauchen geschichten. sie scheinen sich auch für geschichte zu interessieren. sie ist lebendig für sie.