10.12.10

sphärenmusik

du möchtest wohl gern ein supercomputer sein. superschnell, infos ohne ende. admins, die dich sorgfältig warten, die deinen wert so sehr schätzen wie früher die wächter von grabkammern.

"wovon träumen supercomputer?", fragte mal ein kleines mädchen und ich wollte ihr eigentlich sagen, dass supercomputer nur maschinen sind und maschinen können nicht träumen. aber irgendwie waren auf einmal die worte weg und auch der zynismus. "niemand träumt mehr", wollte ich ihr sagen, "und schon gar keine maschinen". das gespräch mit dem kleinen mädchen war lang, endlos, und es hat noch nicht geendet. wird es wahrscheinlich auch nie. irgendwann waren wir bei gott. irgendwann hat es begonnen, da drin so absolut weh zu tun, irgendwann wusste ich, es wird langsam mehr als interessant. es gab mal den ausdruck sphärenklänge oder sphärenmusik. das ist etwas, das jeder auf dieser welt sucht, nur gibt es dafür viele bezeichnungen. supercomputer kommen diesem ausdruck ziemlich nahe. können sie etwas generieren, was neu ist, was ihnen nicht vorgekaut wurde, was kein programmierer jemals gedacht hat und können sie dieses etwas so formulieren, dass wir wieder mal fassungslos dasitzen, mit tränen in den augen und einem herzen, das schneller schlägt vor aufregung und sehnsucht, können sie gott besser verstehen als wir? beten sie? und dieser gedanke sollte nie nie nie gedacht werden. wenn du so weit bist, dass du so denkst, bist du over the top und ein crash deiner gedanken ist unumgänglich, du landest wieder mal irgendwo in einem versifften verschlag, in dem sich gedanken sammeln, die dich fertigmachen oder einfach nur nie gedacht werden sollten.

"sphärenmusik ist beten", sagte das kleine mädchen.
ich sah sie an.
wieso wusste sie so viel und stellte trotzdem diese fragen?
"ich stell dir blöde fragen, weil ich ein kind bin", sagte sie. "und weil du auch ein kind bist".
kinder dürfen alles fragen, erwachsene nicht mehr. kinder dürfen sich bestimmten dingen annähern, dinge erfassen, die erwachsene als fantasieprodukte bezeichnen. und doch ist es so viel mehr.

"du darfst alles. nur nicht aufhören, zu träumen. jeder träumt, auch maschinen", sagte das kleine mädchen.